Die Gewässer rund um die Kapverden sind bei Meeresschildkröten sehr beliebt. Insgesamt fünf Arten kommen hier vor.
Die fünf Schildkrötenarten auf Boavista
- Grüne Meeresschildkröten (Chelonia mydas)
- Lederschildkröten (Dermochelys coriacea)
- Olive-Ridley-Schildkröten (Lepidochelys olivacea)
- Echte Karettschildkröten (Eretmochelys imbricata)
- Unechte Karettschildkröten (Caretta caretta)
Nur die Caretta Caretta – die Unechte Karettschildkröte – nistet hier regelmäßig. Nach dem Oman und Südost-Florida befindet sich auf den Kapverden die drittgrößte Population an Karettschildkröten weltweit, und davon wiederum zwei Drittel auf der Insel Boa Vista.
Eine geschützte Spezies
Alle Meeresschildkröten-Arten stehen heute auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) und werden entweder als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft.
Meeresschildkröten gibt es seit 225 Millionen Jahren. Sie sind damit die ältesten noch lebenden Reptilien. Und haben sich in dieser Zeit kaum verändert. Sie legen rund 1.000 Eier im Jahr, wovon am Ende nur ca. 20 ausgewachsene Tiere überleben und sich fortpflanzen – sofern ihnen der Mensch nicht in die Quere kommt. Ansonsten bleiben nur zwei Meeresschildkröten übrig.
Schildkrötenbeobachtungen auf Boa Vista
Bei einer Schildkrötenbeobachtung erleben Besucher die Eiablage aus nächster Nähe, ohne diese zu stören. Bereits im Juni kommen die ersten Unechten Karettschildkröten nachts zur Eiablage auf die Insel. Nach rund 60 Tagen, also ab frühestens Ende August, schlüpfen die Babyschildkröten. Mit etwas Glück sind Beobachter bei der Geburt live dabei. Insgesamt dauert die Schildkrötensaison von Juli bis Ende Oktober.
Ranger sind in dieser Zeit am Strand unterwegs, um die Besucher an die richtigen Ablageorte zu lotsen. Die Ranger als auch die Anbieter von Schildkrötenbeobachtungen wie z.B. Boa Vista Turtle Watching Tours gewährleisten, dass alle Verhaltensregeln eingehalten werden. Offizielle Anbieter verfügen über eine Lizenz der Regierung.
Meeresschildkröten stehen auf den Kapverden zwar seit 1987 unter Schutz, aber die Population nahm stetig und rasant ab. Die Tiere waren und sind wegen ihres Fleisches bei den Einheimischen auf den Kapverden beliebt. Es gilt als Delikatesse. Der zunehmende Tourismus und Hotelbebauung an den Stränden schränkt den Lebensraum und Ablageplätze der Schildkröten zunehmend ein. Müll an den Stränden, Beifang bei der industriellen Fischerei und Lichtverschmutzung, die die Tiere in die Irre leitet, verstärkt die Schildkrötensterblichkeit.
Eines ist klar: Meeresschildkröten müssen aktiv geschützt werden. Die Turtle Foundation ist seit 2008 auf Boa Vista aktiv. Die Schutzorganisation hat dazu beigetragen, dass die Population der Caretta caretta auf Boa Vista wieder zunimmt. Die Anzahl der Nester nahm in 2021 um 60 Prozent zu. Gleichzeitig sank der Prozentsatz der getöteten registrierten Meeresschildkröten im Jahr 2022 auf 0,3 Prozent.
Das Schildkröten-Schutzprogramm auf Boa Vista
Das Schutzprogramm ist umfangreich und nachhaltig. Spezielle Strände sind für die Nestablage gesperrt. Strandpatrouillen finden von Mai bis Oktober statt, um eine ungestörte Eiablage zu gewährleisten und die Meeresschildkröten vor Wilderern zu schützen. Seit einiger Zeit kann durch den Einsatz von Artenschutzhunden noch erfolgreicher gegen Tötungen vorgegangen werden. Darüber hinaus bietet die Turtle Foundation Aufklärungsprogramme, Umwelterziehung und Unterstützung für die Einheimischen, alternative Einkommensquellen zu finden, an.
Dennoch liegt noch ein weiter Weg vor den Tierschützern, um den Bestand der Unechten Karettschildkröte auf Boa Vista langfristig zu erhalten. Wilderer rüsten auf und agieren mit neuen Strategien. Umso wichtiger ist eine nachhaltige Tourismusentwicklung auf den Kapverden und ein respektvoller Umgang mit der Natur aller Beteiligten. Reisende können gerade auf den Kapverden, die zunehmend vom Tourismus leben, durch ihr Verhalten einen wertvollen Beitrag dazu leisten.
Wer die Turtle Foundation bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen möchte:
www.turtle-foundation.org