Bizarre Schönheit der Lava!

Heiße Nächte auf Fogo

Der Vulkan auf der kapverdischen Insel Fogo

von Mustafa

„Der Vulkan gibt, der Vulkan nimmt. Und der Vulkan lehrt, worauf es wirklich ankommt.“

Mustafa Lopes Eren

03.11.2014, 10:03 Am Vormittag stand ich auf dem Dach unseres Hotels und schraubte an einigen locker gewordenen Solarpaneelen, als mich eine Megatonnen-Explosion aus meinen Gedanken riss. Am Fusse des Pico Do Fogo schoss bereits eine dichte Rauchwolke in die Höhe und bildete einen Pilz. Der Vulkan brach aus.

Als Hinzugereister hatte ich viele Geschichten von den Ausbrüchen 1951 und 1995 gehört und hatte mich oft gefragt, wie das ist. Nun passierte es. Wir hatten keine Vorwarnung bekommen und nur 12 Stunden vorher war ein subtiles aber dauerhaftes Zittern tief aus dem Boden zu spüren.

Sieben Jahre zuvor

7 Jahre vorher, Januar 2007, war ich im Auftrag der deutschen Entwicklungshilfe nach Fogo in die Caldeiras gereist, mit der Aufgabe einen Bericht zu schreiben, wie man einige Probleme lösen könnte, die sie hatten – Absicherung, Erosions-Schutz, Weiterbildung der touristischen Berg- und Wanderführer. Wie das Leben so „spielt“ habe ich in der kurzen Zeit nicht nur meine Frau kennengelernt, sondern auch meine Heimat gefunden.

Marisa, meine wunderbare Frau, ist eine exzellente Köchin und gemeinsam haben wir ihren Traum verwirklicht in der Caldeira von Fogo – ihrem Geburtsort – ein Restaurant und Hotel aufzubauen: die Casa Marisa. Dank der fantastischen Arbeit des Teams und dem Ruf von Marisa konnten wir als zweites Haus im Krater das Pedra Brabo erwerben – ein 12 Zimmer Hotel/Restaurant von Patrick Zimmermann, einem Elsässer Sternekoch, bei dem Marisa 8 Jahre gekocht und gelernt hatte. Das war 2012.

Ende 2014 war das alles vollständig durch die Lavamassen zerstört. Wir waren auf einmal mit 2 Kindern obdachlos und hatten ein Team von 14 Mitarbeitern, die auf uns schauten und fragten, wie es nun weitergehen sollte.

Nach einer nächtlichen, konstruktiven Diskussion mit Marisa stand unser Plan fest: Wir müssen dafür sorgen, dass unser Team einschließlich uns weiter Arbeit und Einkommen hat und wir bauen wieder in der Caldeira. Auf eigenes Risiko.

Gesagt, getan!

Am nächsten Tag haben wir 2 Hotels und 3 Wohnungen im Hauptort São Filipe gemietet. Wir begannen bereits ein paar Wochen nach dem Ausbruch wieder Gäste zu empfangen. Wir hatten nicht das Geld, hatten kein Land und auch keine Erlaubnis vom Staat zu bauen, geschweige denn Unterstützung. Von ein paar Freunden hatten wir uns Geld geliehen und alles, was wir in der Stadt verdient haben in das neue Hotel gesteckt. Nach genau einem Monat Planung und Logistik hatten wir in 5 Monaten und 21 Tagen schließlich 14 Zimmer und ein grosses Restaurant fertig. Kapverdischer Baurekord.

Nach wie vor werden wir gefragt, wieso wir wieder an einem aktiven Vulkan gebaut haben. Rational kann ich keine Antwort geben. Die Caldeira von Fogo ist ein sehr spezieller Ort. Auch wenn man nur ein paar Tage dort gewesen ist, wird man es nicht vergessen – die bizarre Schönheit der Landschaft verbunden mit der unbeschwerten Freundlichkeit der Menschen.

Meine Erfahrungen, die ich während des letzten Ausbruchs machen durfte, würde ich nicht gegen alles verloren gegangene eintauschen. Ich habe nun meine Mitmenschen hier besser verstanden. Wegen des Vulkans wissen sie genau, worauf es wirklich ankommt: Nicht auf das, was man besitzt – das ist hier oben sehr vergänglich – sondern auf das Miteinander.

Weise Worte

Ich möchte damit schließen, was Joaozinho, ein genialer Musiker und damals 84 Jahre alt, zu mir gesagt hat, als der Vulkan noch Lava spie:

„Sei nicht traurig, die Lava zerstört nicht nur die Häuser, sondern auch alle Probleme und Schmerzen, die auf diesen Ländern und Häusern erlebt wurden. Es bringt jungfräuliches Land. Wie ein frisches, weisses Papier, das Du neu und besser beschreiben kannst. Außerdem ist es gut für den Wein!“

Mustafa Lopes Eren, Chã das Caldeiras, 2022

Die Live-Story

Die Lava bestimmt das Leben:

Los gehts!

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