Gesichter der Kapverden

Die Kapverdischen Inseln waren bis zu ihrer Entdeckung Mitte des 15. Jahrhunderts unbewohnt. Mit den portugiesischen Siedlern kamen auch viele Sklaven auf die Inseln. Die verschiedenen afrikanischen Kulturen vermischten sich im Laufe der Jahrhunderte mit den Europäern und es entstand eine ganz eigene kreolische Bevölkerung – mit eigener Sprache, Musik und Kultur.

Rund 600.000 Menschen leben heute auf den Kapverden. Dunkelhäutige Menschen mit blonden Haaren und blauen Augen genauso wie hellhäutige Einwohner mit dunklen Haaren. Diese Vielfalt prägt eine ganz natürliche Atmosphäre von Toleranz und Respekt auf den Inseln.

Die Kapverdier sind lebensfrohe und herzliche Menschen. Tito Paris, einer der bekanntesten Sänger der Kapverden, beschreibt das Lebensgefühl seiner Landsleute in seinem Lied „Dança ma mi Criola“: „Tanz mit mir auf Kreolisch, lass uns an unser Land denken, uns wohlfühlen, inmitten unserer Traditionen.“ Überhaupt drückt sich die Identität der Menschen auf den Kapverden in ihrer Musik aus. Feste feiern und das Leben genießen.

Aber in ihrer Fröhlichkeit schwingt auch Melancholie mit. „Sodade“, das Lied der berühmtesten Sängerin und Stimme der Kapverden, Cesária Évora berührt das Herz. „Sodade“ erzählt von der Sehnsucht und Liebe der Kapverdier zu ihren Inseln. In Mindelo, der musikalischen Hauptstadt der Kapverden erklingt diese Sehnsucht in den kleinen Lokalen. Viele Kapverdier suchen in anderen Ländern ihr Glück, um der Armut zu entgehen. Aber ihr Herz hängt an ihrer Heimat.

Morabeza!

„Morabeza“ benennt die einzigartige Gastfreundschaft, Warmherzigkeit und Offenheit der Kapverdier. Das Wort stammt aus dem Kreolischen. Es ist ein Gefühl, das schwer zu erklären ist. Aber es bestimmt die Lebenseinstellung der Menschen auf den Inseln.

Reisende auf den Kapverden lernen schnell das Motto auf den Inseln kennen: No stress. Für Besucher ist es eine spannende Erfahrung, sich darauf einzulassen. Einen Gang zurückschalten, um das wesentliche zu sehen und das Leben entspannt zu nehmen. 

„Manches lässt sich sowieso nicht ändern.“

Herzerwärmend ist es, den Kindern auf den Kapverden beim Spielen zuzusehen. Es gibt kein großartiges Spielzeug. Einfache Dinge des Lebens werden mit Begeisterung zu phantasievollen Spielen umfunktioniert. Fröhlich und neugierig, manchmal etwas laut und dann wieder scheu begegnen Kinder Besuchern.

Auch wenn die Einwohnerinnen und Einwohner der Kapverden zu fast 100 Prozent katholisch sind, leben viele traditionell nach dem Jahrhunderte alten Konzept der Ehe ohne Trauschein. Frauen und Männer können Kinder aus mehreren Beziehungen haben. Kinderreichtum ist keine Seltenheit. Der Zusammenhalt in der Familie ist groß, viele Generationen leben noch unter einem Dach und auch die Dorfgemeinschaft kümmert sich.