Es ist das traditionellste Grundnahrungsmittel der Kanaren, blickt auf eine 800-jährige Geschichte zurück und erlebt eine Renaissance als gesundheitsbewusstes Trendfood. Das gastronomische Markenzeichen des Inselarchipels wird als Zutat in Vorspeisen, Hauptgerichten, Suppen, Desserts, Beilagen oder gar in Speiseeis und Spirituosen verwendet und ist seit 2014 von der EU als „Gofio Canario“ ursprungsgeschützt.
Was ist Gofio?
Gofio ist zunächst nichts anderes als Mehl, besser gesagt: eine gesunde Alternative zu herkömmlichem Mehl. Der entscheidende Unterschied liegt in der Herstellung. Denn diese urtypische kanarische Mehlart wird vor dem Mahlen geröstet, was ihr ein besonderes, rauchig-nussiges Aroma verleiht und sie zugleich besonders fettarm macht.
Für die Altkanarier war Gofio das wichtigste Nahrungsmittel – und in schlechten Zeiten überlebensnotwendig. Die Ureinwohner der Kanaren griffen hauptsächlich auf Gerste, später auch auf Weizen, teils in Kombination mit Hülsenfrüchten und Baumsamen zurück. In Tonschalen über offenem Feuer geröstet und in Handmühlen aus Lavagestein gemahlen, wurde das Mehl mit Wasser zu einem festen Teig verknetet oder mit Honig, Ziegenmilch und -käse zu einem kalorienreichen, sättigenden Getreidebrei vermischt. Mit den spanischen Eroberern kam der Roggen, nach der Entdeckung Amerikas der Mais auf die Inseln. Heute wird Gofio-Mehl überwiegend aus Mais, außerdem aus Weizen, einer Mais-Weizen-Mischung oder gleich aus mehreren Getreidesorten hergestellt – gern mal um Kichererbsen ergänzt. Es gibt zig Sorten, die je nach Getreidearten, dem Mahl- und Röstgrad sowie der Salzzugabe in Farbe, Aroma und Textur variieren.
Was Gofio so besonders macht
Gofio kann, muss aber nicht gebacken oder gekocht werden. Denn im Vergleich zu herkömmlichem Mehl ist die kanarische Version durch die vorhergehende Röstung schon vorgegart und kann pur verzehrt oder weiterverarbeitet werden. Zudem töten die hohen Rösttemperaturen unerwünschte Mikroorganismen ab.
Gofio hat eine ausgesprochen hohe Nährstoffdichte. Es ist wie Getreide im Allgemeinen reich an Vitaminen (vor allem der B-Gruppe), Kohlenhydraten, Proteinen, Ballaststoffen sowie unentbehrlichen Mineralstoffen und Spurenelementen.
Gofio ist fettarm und enthält keine künstlichen Zusätze, Geschmacksverstärker oder Farb- und Konservierungsstoffe. Einigen Sorten wird lediglich Meersalz hinzugefügt, um sie länger haltbar zu machen. Eine erprobte Methode, die schon auf den Schiffen der kolonialen Übersee-Expeditionen zum Einsatz kam.
Gofiomehl – der gesunde Allrounder
Der Allrounder der kanarischen Küche lässt sich perfekt süß oder salzig kombinieren und wird in seiner Vielseitigkeit seit eh und je in den verschiedensten Zubereitungsvariationen angeboten. Und das nicht nur als Arme-Leute-Essen und in der Hausmannskost. Längst hat ihn auch die gehobene Autorenküche für sich entdeckt. Gofio gibt es selbstverständlich auch in glutenfreier Form.
Klassische Gofio-Speisen
„Pella de Gofio“: Diese Brotalternative ist die einfachste und älteste Zubereitungsart. Das Mehl wird einfach mit Wasser zu einer festen, lang haltbaren Teigrolle verknetet und zum Verzehr in Scheiben aufgeschnitten.
Mit etwas Salz und Olivenöl, mitunter auch Nüssen aufgepeppt, wird die „Pella de Gofio“ gern zu reifen Käsen, allen voran dem berühmten Fuerteventura-Ziegenkäse gereicht. Und sie begleitet nicht selten das emblematische Fischgericht „Sancocho Canario“. Süßmäuler werden hingegen die Gofio-Taler, oft optisch ansprechend aufgetürmt, als Nachspeise mit Datteln, zerdrückten Bananen oder anderen Früchten bevorzugen.
„Gofio Escaldado“ oder „Escaldón de Gofio“: Bei diesem Vorspeise-Klassiker wird Gofio mit Fischbrühe, alternativ auch Fleisch- oder Gemüsebrühe zu einer köstlichen Art Hummus verrührt.
„Mousse de Gofio“: ein echter Desserttraum, der ähnlich einer Mousse au Chocolat hergestellt wird.
Als willkommenes Naschwerk-Mitbringsel bieten sich Gofio-Nougat, Gofio-Kekse oder Gofio-Energieriegel an.
Wo kann ich Gofio-Mehl kaufen?
Am besten natürlich direkt im Urlaub vor Ort. Und selbstverständlich nicht aus industrieller Großproduktion, sondern als originäres Naturprodukt, das heute noch in mehr als zwei Dutzend Gofio-Mühlen auf den Kanaren hergestellt wird. So können Sie beispielsweise auf Teneriffa eine der Wassermühlen in La Orotava oder auf Fuerteventura die Windmühlen im „Centro de Interpretación Los Molinos“ in Tiscamanita und im Käsemuseum „Museo del Queso Majorero“ in Antigua besuchen.
Beachten Sie hierzu auch unseren Blog: Das Windmühlen-Erbe Fuerteventuras
Die Gofio-Müller und ihre Vereinigung, die die kulinarische Seele der Kanaren bewahren und pflegen, vertreiben ihre Premiumprodukte auch über die lokalen Supermärkte. Und, na klar, können Sie den altkanarischen Superfood auch bequem von Zuhause über diverse Anbieter online erwerben.