Baleia! Baleia!

Von Walfängern zu Walschützern

Whalewatching auf den Azoren

von Tasmin

Die Azoren und die Wale

Wer auf die Azoren fährt, kommt nicht um sie herum: Die Whale Watching Tour. Fast obligatorisch ist ein Ausflug aufs Meer, um Delfine, Schildkröten, Mantarochen und Wale zu sehen. Das ganze Jahr ist das Meer voller Leben, aber vor allem im Frühjahr stehen die Chancen besonders hoch. Viele Walarten machen jetzt auf ihren Migrationen im Gebiet der Azoren Halt, um sich an dem reichen Angebot an Futter zu stärken.

Finnwale und sogar Orcas lassen sich auf ihren Wanderungen nahe der Küste erblicken. Das restliche Jahr über tummeln sich verschiedene Delfinarten und vor allem der Pottwal in den Gewässern der Azoren. Letzterer ist das Wahrzeichen des Archipels – allerdings nicht nur aus schönen Gründen.

Das blutige Kapitel des Walfangs

Das zweitgrößte Säugetier der Welt: Der Pottwal. Während er heute das allseits geliebte Markenzeichen der Inseln ist und sich in jedem Souvenirshop, an Hausfassaden, Kunstwerken und in Pflastersteinen auf den Straßen wiederfindet, war er vor nicht allzu langer Zeit nur eins: Beute.

Zuerst waren es die US-Amerikaner, die nahe der portugiesischen Inseln auf Waljagd gingen. Sie heuerten die Azoreaner als billige Arbeitskräfte an und kurz darauf, nachdem sie das Handwerk erlernt hatten, begannen die Azorer selbst zu jagen.

   

Nicht auf großen Schiffen, wie die Amerikaner, sondern auf kleinen Ruderbooten, Canoas, mit 7 Mann und Harpunen mit 1000 Meter langen Seilen, welche vom Trocador – dem vorne im Boot stehenden Harpunier – per Hand geworfen wurden. Es war ein hässliches Schauspiel, das nie gut ausging. Die Wale wehrten sich, tauchten tief ab, versuchten das Metall in ihrem Fleisch abzuschütteln.

Etwa um das Jahr 1860 begannen die Azoreaner eigene Schiffe für die Waljagd zu bauen. Es entstanden die charakteristischen „Canoas“.

Am Ende dieses oft Stunden dauernden Kampfes gewann entweder der Wal, was meist zum Tod oder zu massiven Verletzungen der Walfänger führte, oder die Insulaner, die den Kadaver des an Erschöpfung verstorbenen Tiers mit einer Fahne markierten und müde zurückruderten.
Wenig später sammelte dann ein Motorboot den mehreren Tonnen schweren Wal ein und brachte ihn zur Küste, wo er mit purer Manneskraft und mit der Hilfe maschinell gezogener Seile an Land geholt und zerlegt wurde.

1983 wurde der Walfang offiziell verboten und vier Jahre später, 1987, wurde zum letzten Mal eines der eindrucksvollen Tiere erlegt.

Deshalb jagten die Insulaner die Wale

Der Tran wurde nach Zentraleuropa verkauft, wo es u.a. in Parfüm, Seife, Margarine oder in Waschmitteln verwendet wurde. Zuletzt blieb nur noch das Elfenbein der Meere, die Zähne des Wals. Diese kann man heute als Schmuckstück und Souvenir erwerben, auch wenn der Nachschub heute nur noch von natürlich verstorbenen Tieren stammt.

    

So grausam uns heute die Bilder von sterbenden Walen und blutgetränkten Buchten erscheinen, so notwendig war es für die Insulaner zu dieser Zeit. Die Azoren litten seit jeher unter Armut und schweren Lebensbedingungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der Regierungszeit von Salazar und Problemen mit den Ernten, war die Situation noch drastischer als zuvor und die Einwohner nutzten die Wale vielseitig, um zu überleben.

Namenlose Helden, ein Fuß an Land, der andere noch auf dem Meer

Die Erinnerung an die letzten Walfänger bleibt in der einheimischen Literatur für immer lebendig, Dank des Dichters Almeida Firmino und sein Werk „Ilha Maior“ von 1968.

Allein auf der Insel Pico wurden jährlich rund 200 Wale gefangen, doch es reichte nur gerade so zum Überleben. Trotzdem war es damals notwendig.

Die Walfänger, welche bei der gefährlichen Jagd oft ihr Leben ließen, wurden als Helden verehrt, weshalb es heute Statuen und Denkmäler zu ihren Ehren gibt. Die ältere Generation tut sich schwer, das Verbot des Walfangs zu verstehen. Einige von ihnen waren damals selbst auf den Booten dabei. Die heutigen Regatten in den restaurierten Booten beobachten sie gleichermaßen lächelnd, aber auch wohlwollend.

Statue von Walfängern in Capelas, einem Fischerdorf auf Sao Miguel. Capelas war einst das Zentrum der Waljagd, bevor sie verboten wurde.

Früher gejagt, heute geliebt – für immer mit den Azoren verbunden

Eine Sache bleibt gewiss: Damals wie heute halten die Wale die Azoren am Leben. Früher, in dem sie ihr Leben ließen, heutzutage weil sie wieder in großer Zahl um die Inseln der Azoren auftreten. Ausfahrten zur Wal- und Delfinbeobachtung sind deshalb eine der beliebtesten Aktivitäten auf den Azoren Nirgendwo im Nordatlantik hat man die Chance bis zu 25 verschiedene Walarten zu sichten.

Es sind überwältigende Momente die Meeressäuger in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.

Verantwortungsbewusstes Beobachten und Begegnen: Wir sind bei den Walen zu Gast! Die Reaktion der Tiere auf unsere Anwesenheit bestimmt unser Verhalten und determiniert, ob wir bei ihnen verweilen können oder nicht.

Die Wale besuchen und schützen – auch als Reisender

Wer die Wale im Atlantischen Ozean besuchen möchte, kann dies bei verschiedenen Anbietern und auf fast allen Inseln tun. Niemand wusste das besser als der Segler Serge Viallelle, der 1991 ein Projekt zum Schutz der Wale gründete, aus dem später der erste Anbieter für Whale Watching Touren wurde und über die Jahrzehnte auch viel Forschung betrieb. Er arbeitete mit den ehemaligen Walfängern, die wenige Jahre zuvor noch Tiere erlegt hatten, und nutzte ihr Wissen sowie ihre Techniken. So sitzen heute in den alten Ausgucken der Walfänger, den Vigias, erfahrene Beobachter mit Ferngläsern und halten Ausschau nach Fontänen und Fluken.

Heute laufen sie bei einer Entdeckung nicht mehr ins Dorf und rufen “Baleia! Baleia!” (Wal! Wal!), sondern geben über Funk die Koordinaten an die Skipper der Boote auf dem Meer durch.

Baleia! Baleia!

Mittlerweile gibt es viele Anbieter und sie alle haben eine fast 100%ige Erfolgsquote an Sichtungen. Espaço Talassa auf Pico zählt jedoch als Pionier des Whalewatchings. Zwar verstarb der Gründer Serge Viallelle 2019, doch sein Erbe der Nachhaltigkeit und der Liebe zum Meer lebt fort, mit jeder Tour und jedem neu entdeckten Wal. In Zusammenarbeit mit der Universität der Azoren und den Behörden initiierte Serge Viallelle vor Jahren ein regionales Gesetz das seither die Anzahl der Boote reglementiert und wie man sich einem Wal nähern darf.

Beobachten, Forschen, Lernen

Museen informieren über die Geschichte des Walfangs und auf fast allen Insel finden sich Anbieter für Whale Watching Touren, die Vorträge halten und an Schulen über die Tiere aufklären.

Los gehts!

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